Ein lesenswerter Artikel aus Österreich:

Gewässer im Ausnahmezustand – Artensterben unter der Wasseroberfläche

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Obwohl die Biodiversitätskrise immer stärker ins öffentliche Bewusstsein tritt, wird der Artenverlust unter der Wasseroberfläche meist kaum wahrgenommen und dies trotz der Tatsache, dass aquatische Ökosysteme wesentlich stärker als terrestrische bedroht sind. Die im Rahmen vorliegender Arbeit ausgewählten Artengruppen spiegeln die Gesamtheit der wesentlichen Lebensraumtypen aquatischer Ökosysteme in Österreich wider und reichen von rein aquatischen (Fische, Flusskrebse, Großmuscheln, Makrophyten) bis hin zu semiaquatischen (Amphibien, ripikole Fauna) und Grundwasser-Lebensräumen (Grundwasserfauna). Der Anteil ausgestorbener und gefährdeter Arten reicht unter den hier analysierten Artengruppen von 50 % bis 100 %, wobei der Median bei 62 % liegt. Den höchsten Gefährdungsgrad weisen die Flusskrebse mit 100 % auf (4 Arten), gefolgt von ripikoler Fauna, Großmuscheln und Fischen.

Zudem wurde bislang zu wenig auf die Wiederherstellung dynamischer Prozesse geachtet, wodurch die ökologische Wirkung oft nur kurzfristig war bzw. neu geschaffene Strukturen rasch wieder verlandeten. Zudem wurde erst ein Buchteil der hydrologisch veränderten Gewässerabschnitte (Schwall, Restwasser) saniert. Einzelne Projekte, wie z. B. das LIFE Traisen Projekt, vermochten jedoch durch entsprechende Dimensionierung der Maßnahme degradierte Gewässerabschnitte wieder in den guten Zustand rückzuführen. Bei (fast) ausgestorbenen Arten wird durch Nachzucht und Wiederansiedlungsprojekte versucht, diese wieder zu etablieren bzw. vom Aussterben zu bewahren. Bei bestimmten Artengruppen und Belastungsformen bestehen noch massive Wissenslücken, die es zu beseitigen gilt. Umfassendes und längerfristiges Monitoring, insbesondere von sanierten Gewässerabschnitten, kann hier wesentliche Erkenntnisse für ein nachhaltiges Gewässermanagement liefern.

Originalartikel:

Stefan Schmutz, Samuel Auer, Stefan Auer, Daniel Csar, Daniel Daill, Constanze Englisch, Thomas Friedrich, Wolfram Graf, Christian Griebler, Clemens Gumpinger, Gertrud Haidvogl, Stephan Koblmüller, Christian Komposch, Patrik Leitner, Karin Pall, Christian Pichler-Scheder, Astrid Schmidt- Kloiber, Alexander Schuster, Günther Unfer, Carina Zittra, Thomas Hein (2024): Gewässer im Ausnahmezustand – Artensterben unter der Wasseroberfläche. Acta ZooBot Austria 160, 2024, 7–17.
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Hintergrundfoto:

Salzach im Pinzgau. Foto: GfI (HB).