Die 14. Tagung der Gesellschaft für Ichthyologie (GfI) fand vom 24. -26. November 2017 in Bonn statt. Ausrichter waren Dr. Fabian Herder und Kollegen vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig.

Themenbereiche waren u.a.:
– Verhaltensbiologie
– Ökologie und Morphologie
– Neurobiologie
– Anatomie und Faunistik
– Reproduktionsbiologie
– Taxonomie und Systematik
– Marine Ichthyologie
– Molekulare Ichthyologie

Das Tagungsheft mit den Zusammenfassungen der Vorträge steht hier als .pdf zum Download zur Verfügung.

Tagungsbericht (von Heiko Brunken)

An die 100 Tagungsteilnehmer aus der fischkundlichen Forschung, aus Aquaristik, Fischerei und Naturschutz trafen sich vom 23. bis 26. November 2017 zur 14. Tagung der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI) im Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn. Im Mittelpunkt standen Themen wie Verhaltensbiologie, Ökologie und Morphologie sowie Faunistik und Systematik der Fische. So konnten sich die Teilnehmer z.B. darüber austauschen, mit welchen Tricks kleine Mollys in mexikanischen Schwefelbächen ihren Räubern entkommen, wie es um die Fortpflanzung von Stint und Finte in der Elbe bestellt ist oder dass die biologische Vielfalt der heimischen Kleinfischarten Steinbeißer und Elritze weit größer ist als bisher angenommen. Aber auch sehr spezielle Themen wie „DNA-Barcoding“ oder die „Phylogenie der basalen Clupeocephala“ standen auf der Tagesordnung und führten zu so manchen biologischen Aha-Erlebnissen. Zur Abrundung der Tagung bestand die Möglichkeit, sich direkt vor Ort über die Erfolge des nordrhein-westfälischen Wanderfischprogramms zu informieren. Das Team der „Stiftung Wasserlauf NRW“ konnte an der Fischzählstation Buisdorf an der Sieg nicht nur lebendige Lachse und Meerforellen präsentieren, sondern auch zahlreich aufsteigende Nasen und Zährten, Arten, die viele Spezialisten sonst kaum jemals in freier Natur zu Gesicht bekommen.

Das Team um den GfI-Präsidenten Fabian Herder gelang es vortrefflich, im traditionellen Ambiente des ehrwürdigen Naturkundemuseums eine sehr angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Im großen Schauaquarium der neuen Ausstellung „Wasser – Leben im Fluss“ konnten die Teilnehmer aus dem In- und Ausland zudem so manche Fischart in voller Schönheit beobachten. Eva Susanne Stinnesbeck, Isabelle Gebhardt und Elena Katharina Hauten wurden mit Preisen für die besten studentischen Beiträge ausgezeichnet. Auf der Jahresmitgliederversammlung stellte der neu gewählte Geschäftsführer Heiko Brunken die Arbeitsschwerpunkte der Gesellschaft für die kommenden Jahre vor. Um das Profil der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. als zoologische Fachgesellschaft für Fische, Fischartenschutz und den Schutz der aquatischen Lebensräume auch weiterhin zu schärfen, und die Gesellschaft als führende Informationsplattform für Fischkunde im deutschsprachigen Raum zu etablieren, liegen so manche Arbeitspakte vor den engagierten Fischkundlern. Mit der Neuauflage des Fischartenatlas von Deutschland und Österreich, der Bewertung von invasiven Arten oder der Ausrichtung weiterer Tagungen seien hier nur einige Beispiele genannt.

Wettbewerb: Bester studentischer Beitrag

Eva Susanne Stinnesbeck, Isabelle Gebhardt und Elena Katharina Hauten wurden mit Preisen für die besten studentischen Beiträge ausgezeichnet.

Abstacts der prämierten Vorträge:

Eva Susanne Stinnesbeck

Paleobiology and taphonomy of the pycnodont fish Nursallia gutturosum of the Late Cretaceous marine ecosystem of Vallecillo, NE, Mexico

The platy limestone deposit of Vallecillo, located in north-eastern Mexico, offers a wide variety of invertebrate and vertebrate species dated to the latest Cenomanian-middle Turonian (late Cretaceous). The deposit is known to contain well preserved fossils, e.g. fishes, in which the bones are recrystallized to calcite, but soft tissue is also preserved. The fish assemblage is dominated by pelagic fast swimmers but also includes the common pycnodont Nursallia gutturosum, a discus-like fish that was likely well-suited for manoeuvrability. A review of 90 individuals of this taxon reveals sexual dimorphism based on the dorsal fin length and indicates the presence of different ontogenetic stages, from early youth to old age. Size range distribution of individuals also suggests intermittent migration out of the Vallecillo area. The taphonomical decay analysis of N. gutturosum allows for a differentiation of five preservational stages. The presence of frequently complete and articulated specimens suggests a deep dwelling life style, without carcass flotation to the surface. The paleogeographic position of Vallecillo led to a faunal mixture of the Western Interior Seaway, the Tethys and the western Gulf of Mexico, combined with endemic species, thus making Vallecillo an extraordinary locality with huge potential for the investigation of paleogeographical connections.

Isabelle Gebhardt

Wie viel Hirn hat eine Grundel? Neuroanatomische Spezialisierungen des Grundelgehirns

Grundeln (Gobiiformes) sind mit über 2.000 Spezies eine der artenreichsten Gruppen unter den Teleostei. Neueste Systematik teilt die Gobiiformes in die acht Familien Rhyacichthyidae, Odontobutidae, Milyeringidae, Eleotrididae, Butidae, Thalasseleotrididae, Oxudercidae und Gobiidae ein. Charakteristisch für diese Gruppe ist die Diversität in der Körpermorphologie, sowie deren unvergleichbaren adaptiven Fähigkeiten an nahezu jeden aquatischen Lebensraum, sowie semiterrestrische Lebensräume. Wichtiges Erkennungsmerkmal der meisten Grundeln sind die fusionierten Bauchflossen, die als Saugscheibe ausgeformt ein Anheften an das Substrat erlauben. Trotz der enormen morphologischen und ökologischen Diversität, gibt es keine umfangreichen Untersuchungen des zentralen Nervensystems der Grundeln. Diese Studie zeigt, dass das Gehirn der Grundeln eine neuartige Struktur im Vorderhirn aufweist, welche in der Histologie stark einem Säuger Hippocampus (Ortsgedächtnis) ähnelt. Trotz vergleichbarer Histologie ist die gefaltete Struktur im dorsalen Bereich des Vorderhirns vermutlich nicht homolog dazu. Weiterhin weist der Torus longitudinalis des Mittelhirns bei Grundeln bemerkenswerte histologische Unterschiede auf, die ebenfalls unbeschrieben sind. Bei diesen besitzt der Torus longitudinalis einen großen zentralen Neuropilbereich (Faserbereich), der von einer relativ dicken Zellschicht umgeben ist. Im Gegensatz dazu besteht der Torus longitudinalis anderer Fischgruppen aus gleichmäßig verteilten Zellen. Diese Merkmale sind bei allen der 34 untersuchten Grundelarten aus den vier Familien Eleotrididae, Butidae, Oxudercidae und Gobiidae vorhanden. Es ist überraschend zu sehen, dass das Grundelgehirn einige Merkmale aufweist, die anscheinend einzigartig für diese Gruppe sind. Dies zeigt, dass Grundeln aufgrund ihrer Spezialisierungen im Gehirn, welche kognitiven Ursprungs sind, eine neuroanatomisch interessante Gruppe sind. Möglicherweise begründen diese Strukturen den Erfolg der Gobiiformes innerhalb der Teleostei. Funktionen, sowie Verbindungen zu anderen Kerngebieten sind unbekannt, daher stellt dies einen Anfangspunkt für weitere Untersuchungen dar. Zusätzlich sollten weitere Vergleichsgruppen hinzugezogen werden, um zu überprüfen, ob diese Strukturen in anderen Fischgruppen ebenfalls auftreten.

Elena Katharina Hauten

Vergleichende Analysen zum Zustand des Laicherbestandes der Finte Alosa fallax (Lacepède, 1803) in der Elbe in 2014 und 2016

Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde der Laicherbestand der anadromen Fischart Alosa fallax in der Elbe in den Jahren 2014 und 2016 anhand von reproduktionsbiologischen, biometrischen und demographischen Parametern untersucht und die Ergebnisse miteinander verglichen. Mittels eines Hamenkutters wurden adulte Finten im Hauptstrom der Elbe bei Neßsand (Ekm 638,6) am 23.04.2014 und am 24.05.2016 gefischt. Die Berechnungen zur Geschlechterverteilung ergaben in 2014 ein Verhältnis (♂:♀) von 9,1 : 1 und in 2016 ein Verhältnis von 5,9 : 1 (n = 515). Die Medianwerte des Gonadosomatischen Index (GSI) von 10,33 (± 2,6) % in 2014 und 5,18 (± 4,34) % in 2016 zeigten insgesamt größere GSI-Werte im ersten Untersuchungsjahr. Die GSI-Werte der Männchen in den jeweiligen Jahren waren deutlich kleiner als die der Weibchen. Die Altersbestimmung anhand von Schuppenproben ergab für beide Jahre unterschiedliche Altersstrukturen. Die weitere Altersanalyse erbrachte Hinweise darauf, dass es sich bei dem Jahrgang der Finten von 2011 um einen starken und bei dem von 2014 um einen schwachen Jahrgang handelt. Die Auswertung der Laichmarken belegte die Iteroparie des Bestandes und die spätere Geschlechtsreife der weiblichen Finten.