Die 15. Tagung der Gesellschaft für Ichthyologie fand vom 12. bis 14. Oktober 2018 am Zoologischen Institut mit Phyletischem Museum an der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt.
Themenbereiche waren diesmal u.a.:
Das Tagungsheft mit den Abstracts der Vorträge können Sie hier ansehen und herunterladen: GfI-Tagungsband Jena_2018
Im Mittelpunkt stand diesmal das spannende Thema der Morphologie. Bereits am Vortag gab es dazu ein internationales Symposium „Early Evolution of Clupeocephala“, das nicht nur Spezialisten faszinierende Einblicke in das Innere der Fische bot. Weitere Themenblöcke der GfI-Tagung waren Verhaltensbiologie, Ökologie sowie Faunistik und Systematik der Fische. Von ganz besonderem Reiz war die Tatsache, dass die Veranstaltungen genau in den Räumen stattfanden, in dem bereits der berühmte Zoologe und Naturforscher Ernst Haeckel gearbeitet und gelehrt hatte. Exakt hier hatte er 1866 die Begriffe Phylogenie, Morphologie, Ontogenie und Ökologie geprägt und in die Wissenschaft eingeführt. Das machte Gänsehaut! Kaum zu erwähnen, dass natürlich auch Goethe und Schiller hier bereits ihre Wirkungsstätten hatten. Genau die richtige Umgebung für die zahlreichen Referenten, die es allesamt verstanden, das Auditorium mit spannenden Themen zu begeistern. Neben den klassischen wissenschaftlichen Inhalten und Beiträgen aus der angewandten Fischökologie gab es auch historische Fischzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert, Expeditionsberichte oder Fräulein Brehms phantastischen Ausflug in die Welt des Herings.
Und last but not least boten die mit zahlreichen Postern umrahmten Kaffeepausen, der Icebreaker oder der Gesellschaftsabend im historischen Ambiente des von Haeckel begründeten Phyletischen Museums zahlreiche Gelegenheit zum Gedankenaustausch, wobei sicherlich wieder zahlreiche Ideen für neue Projekte entstanden sind.
Zum Abschluss durfte Heiko Brunken als Geschäftsführer ganz besonders die zahlreichen neuen Mitglieder der Gesellschaft begrüßen, Laura Wichmann, Charalampos Kevrekidis und Philipp Thieme konnten sich über Auszeichnungen für die besten studentischen Beiträge freuen, und Fabian Herder dankte schließlich unter ganz viel Beifall dem Veranstalter Timo Moritz und seinem Team für die sehr gelungene Veranstaltung.
Wettbewerb: Bester studentischer Vortrag / Bestes Poster
Laura Wichmann und Charalampos Kevrekidis wurden mit Preisen für die besten studentischen Beiträge ausgezeichnet.
Den Preis für das beste Poster erhielt Philipp Thieme.
Beste Studentische Beiträge:
Laura Wichmann
Erste Ergebnisse des Besatzes von Glasaalen (Anguilla anguilla) an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns
Um abzuschätzen, ob Küstenbesatz eine sinnvolle ergänzende Maßnahme darstellt, fand ein Besatzexperiment zwischen 2014 und 2016 an zwei Küstengebiete Mecklenburg-Vorpommerns mit über 1 Millionen Glasaale statt. Um die Identifizierung der Besatztiere von natürlich eingewanderten Individuen zu ermöglichen, wurden die Glasaale mit dem chemischen Farbstoff Alizarin rot S markiert.
Im Jahr 2017 wurden Aale innerhalb und außerhalb der Besatzgebiete mit einem speziell für den Aalfang entwickelten „enclosure“ Netz gefangen. Erste Ergebnisse zeigen, dass 37 % der potentiell besetzten Tiere markiert waren und zusätzlich eine hohe Standorttreue aufwiesen. Außerdem konnte eine signifikant höhere Totallänge der markierten Aale der Altersgruppe 3+ im Vergleich zu den natürlichen eingewanderten Individuen festgestellt werden. Diese Wachstumsunterschiede könnten auf verschiedene life-history Effekte hindeuten, wie bereits beim Amerikanischen Aal beobachtet wurde.
Charalampos Kevrekidis
New material from middle-upper Miocene of Central Kenya provides novel insights on the evolution of cichlid fishes
The cichlid fishes, with about 1800 extant species recognized to date, constitute an iconic example of adaptive radiation due to their increased diversification potential and their adaptability. They inhabit tropical freshwater environments, with more than two-thirds of all species living in Africa. Most African cichlids belong to the lineage Haplotilapiini. The monophyly of the Haplotilapiines is well supported by molecular data and also by a single putative morphological synapomorphy, the possession of tricuspid teeth in the inner row(s) of their oral dentition. However, little information can be drawn from the fossil record regarding the evolution of this clade, due to the scarcity of well-preserved fossils. Here we present a new cichlid genus, Rebekkachromis gen. nov. Including two new species, from the middle-to-upper Miocene site Rebekka of the Ngorora Formation (10-12 Ma) in the Tugen Hills of Kenya. The new genus is characterized, among other features, by the possession of two supraneural bones and tricuspid teeth of various sizes, the largest of which were most probably situated in the outermost row of the dentition and the smaller in the inner row(s). This combination of characters is found only in the extant monotypic lineage Etiini, which is sister to the rest of the Haplotilapiini. The new genus presented here represents the earliest example of a cichlid fish that can be confidently identified as a haplotilapiine. However, a literature survey reveals that fossil cichlids which exhibit tricuspid dentition become increasingly abundant in the fossil record of East Africa, beginning from the Lower Miocene onwards. A reappraisal of this material is necessary in order to examine its affinities with the Haplotilapiini, yet even with the current state of knowledge it becomes clear that haplotilapiines were already a diverse clade in East Africa at least beginning from the early late Miocene.
Bestes Poster:
Philipp Thieme
Wer hat den Bogen raus? Verteilungsmuster des „Accessory Neural Arch“ bei Knochenfischen
Die Wirbelsäule der Fische ist ein gut untersuchter Komplex. Auch zu verschiedenen Hypothesen, dass bei einigen Arten Wirbel an den Schädel angeschmolzen sind, wurden mehrere Untersuchungen durchgeführt. Jedoch konnte nur bei der Gattung Megalops eine solche Verschmelzung festgestellt werden. Dies ist sehr überraschend, da bei vielen basalen Teleostei eine Struktur zu finden ist, die sofort die Idee aufkommen lässt, dass eine Verschmelzung zwischen Wirbel und Basioccipitale stattgefunden hat. Hierbei handelt es sich um den so genannten Accessory Neural Arch (ANA). Dies ist ein Neuralbogen, der ohne ein dazugehöriges Zentrum oberhalb der Ausstülpung des Basioccipitale positioniert ist. Aufbauend auf den neuesten Phylogenien wurde die Verteilung der ANAs erst innerhalb der basalen Teleostei und weiterführend in den Euteleostei dokumentiert. Dazu wurde eine Vielzahl an Aufhellpräparaten untersucht und die Merkmalausprägung mittels Fotografie festgehalten. Es stellte sich heraus, dass das Auftreten offenbar auf keinen einmaligen Ursprung zurückgeführt werden kann, da zwischen den Taxa mit ANAs oft große Lücken (Taxa ohne ANAs) zu finden sind. Da die Morphologie der Accessory Neural Arches zwischen den Gruppen nur kleine Unterschiede aufweist, stellt sich die Frage, ob eine solche Struktur tatsächlich mehrmals neu entstanden ist oder ob es für eine solche Verteilung andere Erklärungsmodelle gibt.