PRESSEMITTEILUNG des Bayerischen Landesamtes für Umwelt NaturNr. 52 / Dienstag, 19. November 2024:

Wiederansiedlung des Frauennerflings in der Isar zwischen Oberföhring und Moosburg

Erneut seltene Fischart an renaturiertem Abschnitt ausgewildert

Juvenile Frauennerflinge über Kiesgrund
Juvenile Frauennerflinge über Kiesgrund (Quelle: LfU)

Die Fischart mit dem etwas skurrilen Namen „Frauennerfling“ (Rutilus virgo) ist in Bayern stark zurückgegangen und wird als gefährdete Art auf der Roten Liste eingestuft (Rote-Liste-Kategorie 3). Seit Herbst 2020 arbeitet das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) gemeinsam mit dem Fischereiverein „Die Isarfischer e.V.“ daran, den Frauennerfling wieder in den Isarauen anzusiedeln. Durch gezielte Besatzmaßnahmen soll kurz- bis mittelfristig ein stabiler und sich selbsterhaltender Bestand aufgebaut werden. Am vergangenen Freitag wurden hierzu erneut Frauennerflinge in der Isar ausgewildert.

Erste Erfolge des Artenhilfsprogramms des LfU zeichnen sich bereits ab. Fischbestandserhebungen und Fänge von Anglern konnten Frauennerflinge, die auf die Wiederansiedlungsmaßnahmen zurückzuführen sind, in verschiedenen Altersklassen im Bereich der mittleren Isar nachweisen.

Hauptverantwortlich für die Gefährdungssituation des Frauennerflings (Rutilus virgo) und dem damit einhergehenden Schutzstatus sind menschliche Eingriffe in die Gewässer. So fragmentieren Querbauwerke in Flüssen die Lebensräume. Dies schränkt die Wanderungen des Frauennerflings ein, wodurch relevante Lebensräume schlechter erreicht werden. Dadurch sind häufig Laich- und Jungfischhabitate nicht mehr funktional mit Aufenthaltsorten für adulte Tiere vernetzt. Populationen können hierdurch zurückgehen bzw. sogar ganz aussterben. Nicht zuletzt darum ist der Frauennerfling im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet. Im Anhang II finden sich Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse wieder, für deren Erhalt Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen, wie das FFH-Gebiet „Isarauen von Unterföhring bis Landshut“.

Zahlreiche erfolgreich umgesetzte Revitalisierungsmaßnahmen in der Isar zwischen Oberföhring und Moosburg setzen die Grundlage für eine erfolgreiche Wiederansiedlung des Frauennerflings. Die ökologischen Durchgängigkeit wurde durch das WWA München auf fast 50 km Fließstrecke wiederhergestellt. Vor dieser Maßnahme war die Art in diesem Isar-Abschnitt fast vollständig verschollen.

Im Zuge der Artenhilfsmaßnahmen wurden bisher knapp 55.000 Frauennerflinge in der Teichanlage des LfU in Wielenbach gezüchtet und in der Isar ausgewildert. Die Wiederansiedlungsmaßnahmen wurden von den Isarfischern, dem WWA München und der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern tatkräftig vor Ort unterstützt. Die Besatzstelle bei Ismaning bietet sich hierbei aus mehreren Gründen gut an: Durch die bereits umgesetzten und weitere angedachte Revitalisierungsmaßnahmen bietet der Abschnitt langfristig wieder günstige Gewässerstrukturen. Zudem ist eine großräumige Verteilung der ausgewilderten Frauennerflinge in die unterliegenden Gewässerbereiche durch ein Verdriften der Jungfische flussabwärts gegeben. Der gleiche Effekt ist auch bei erfolgreicher natürlicher Reproduktion von Fisch-Larven und Jungfischen zu beobachten. Um diese stromabwärts gerichtete Verteilung zu kompensieren, wandern deshalb zahlreiche Fischarten wie Frauennerfling, Nase oder Huchen zum Laichen stromaufwärts.

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Hintergrundfoto: Juvenile Frauennerflinge über Kiesgrund, Quelle: LfU


GfI-Fischartenatlas

Der Frauennerfling Rutilus virgo im GfI-Fischartenatlas: https://biodiv-atlas.de/fische/#!/species/40085/details